Über diese Karten

Ich habe dieses Kartendeck als Teil meiner Masterarbeit an der TU Wien entwickelt. Es basiert auf einer Literaturrecherche im Rahmen des H2020 Projekts GEECCO (Projekt-Website) und auf einem Konferenzbeitrag für die „Mensch und Computer 2020“, der in Zusammenarbeit mit Katta Spiel entstanden ist. Der Konferenzbeitrag ist in der Digital Library der ACM abrufbar. Das komplette Kartendeck ist hier zu finden: PDF-File (190kB).

Jede Karte beschreibt einen Ansatz, um Forschung und Praxis in Human Computer Interaction geschlechtersensibel zu gestal­ten. Um das Verständnis zu erleichtern, schlage ich passende Fragen vor und erkläre wichtige Begriffe kurz.

Die Karten können u.a. in Phasen eines Projektlebenszyklus gruppiert werden: Entwerfen von Forschungsverfahren; Einwerben von Förderungen; Durchführen von Forschung; und Präsentieren von Forschung. Im Folgenden beschreibe ich, wie Geschlecht im Rahmen dieser Phasen relevant ist.

Geschlechtergerechte Sprache in den Karten

Ich verwende den Gender-Doppelpunkt, eine Variante des Gender Gap bzw. Gender-Sternchens. Im Gegensatz zu Sternchen oder Gap wird der Doppelpunkt von Screenreadern gut interpretiert. An der Stelle des Doppelpunktes wird beim (Vor-)Lesen eine kurze Pause gemacht, wie bei der Aussprache von Wörtern wie “Be:urlaubung” oder “kre:ieren”.

Details und Referenzen zu Gender Theory finden sich im entsprechenden Abschnitt des Konferenzbeitrags. Häufig wird Geschlecht als Ersatzvariable (proxy) für andere Informationen verwendet, oder ergibt sich also solche – etwa für verschiedene Körperformen, für Rollen in der Gesellschaft, oder für Verhaltensweisen. Dadurch wird unklar, was tatsächlich den dokumentierten Einfluss auf die Untersuchung hatte. Geschlecht kann allerdings ein Startpunkt sein, um weitere Identitätsfaktoren einzubeziehen, wie etwa Alter, Ausbildung, sozio-ökonomischer Status etc.

Entwerfen von Forschungsverfahren

Um eine gute Basis für nachfolgende Arbeiten sein zu können, sollten Forscher:innen bereits früh Geschlechtersensibilität ein­schließen. Außerdem ist es wichtig, sich bewusst zu sein, dass bzw. wie (oft geschlechtsabhängige) Machtstrukturen und -un­gleichgewichte Einfluss auf mögliche Teilnehmer:innen, Ziel­gruppe(n), und Informant:innen haben können.

Einwerben von Förderungen

Um Forschung zu finanzieren, müssen Forscher:innen immer öfter miteinander in einen Wettbewerb vor den Förder-geber:innen treten. Oft besteht der Anspruch, dass die Forschung nützlich sein soll, um Gesellschaften gerechter und gleichberechtigter zu gestalten. Entsprechend wird von Forscher:innen verlangt, den Einfluss der Forschungsarbeit auf Geschlechternormen, -regeln oder -stereotype zu beschreiben – allerdings oft auf Basis sehr konservativer Ansichten. Das gibt Forscher:innen die Möglichkeit, Förderstellen in eine progres­sivere Position zu manövrieren und gleichzeitig die eigenen Projekte als passend zu positionieren. Wissen über grundlegen­de Problematiken in Bezug auf Gleichberechtigung können an die im Vergabeprozess Beteiligten kommuniziert werden.

Durchführen von Forschung

Forschungstätigkeiten inklusiv(er) zu gestalten verlangt sorg­fältige Arbeit und kann an vielen Stellen, in vielen Formen und Farben, passieren. Forschung, die die Bedürfnisse üblicherwei­se marginalisierter Teilnehmer:innen berücksichtigt, hat jeden­falls das Potential gründlicher und reflektierter zu sein, was ihre eigenen Grenzen angeht.

Präsentieren von Forschung

Um unseren vielschichtigen Wissenszuwachs auch gut trans­portieren zu können, müssen wir beim Schreiben und Sprechen achtsam sein. Sprache und Bilder, die wir hier verwenden, könnten sonst existierende Stereotype verfestigen, oder unsere Arbeit in ein falsches Licht rücken. Auch die Dinge, die wir auf einer Meta-Ebene gelernt haben, können wichtige Informa­tionen für unsere Leser:innen sein.

Kategorien auf den Karten

Die Einteilung nach Projektphasen ist auf den Karten nur durch die Farbe der Überschrift angedeutet, da einige der Ansätze nicht nur auf eine Phase beschränkt einsetzbar sind. Entspre­chend möchte ich die Richtungen, die Überlegungen und Ideen der Leser:innen nehmen können, nicht durch eine strikte Kate­gorisierung einschränken.

Kategorien:

Wörterbuch Sprache/Vokabular

Lineal und Stift Detailgrad von Ausführungen

Lupe Reflexion

Globus andere Domänen einbinden, aus der „eigenen Box“ hinaus gehen

aufeinander gestapelte Würfel Theorien anwenden/erlernen

About these cards

I developed this card deck as part of my master's thesis at TU Wien. It is based on a literature review I completed for H2020 project GEECCO (project's website) as well as a conference paper for „Mensch und Computer 2020“ which I co-authored with Katta Spiel. The paper can be accessed at the ACM Digital Library. The complete card deck is available here: PDF-File (120kB).

Each card describes an approach to develop (gender) sensitivity in research and practice in HCI. On each card, I propose some questions to discuss and try to (shortly) explain important terms.

Categories on the cards

The grouping by project phases is marked on the cards using color. However, there are other ways to group the approaches presented. Some I visualised using icons on each card. This is what they mean:

Categories:

dictionary Language/Vocabulary

ruler and pen Detail of Explication

magnifying glass Reflection

globe include other domains, leave "your box"

dice stacked on each other apply/learn theories